So erlebten Tössemerinnen und Tössemer die Corona-Pandemie
Eine kurze Umfrage Mitte Mai 2020 nach der schrittweisen Öffnung: Statements zu Lockdown und Teilöffnung
Schulen:
Primarschuleinheit Gutenberg-Zelgli
Überrumpelt von der Schulschliessung Mitte März 2020 mussten die Lehrpersonen ohne Vorlauf auf Fernunterricht umstellen, fernunterrichttaugliche Lehrprogramme und Lehrmittel zusammensuchen und das Material und die Aufgaben via Hausbesuche, mit Kurierpost, telefonisch, per Briefpost, E-Mail und SMS zu den Kindern bringen. Zu berücksichtigen galt, dass nicht alle Haushalte mit Internet und entsprechender Infrastruktur ausreichend ausgerüstet sind.
Nach acht Wochen Schulschliessung (inklusive zwei Wochen Frühlingsferien) starteten am 11. Mai die ersten Halbklassen wieder – verhalten zwar, aber dennoch freudig und optimistisch Die Kinder arbeiteten, lernten, spielten verschiedene Pausenspiele und Fussball wie vor der Schliessung, einfach in kleineren Gruppen und ohne direkten Körperkontakt.
Wir durften als Schule sehr viel Wertschätzung in diesen Wochen erfahren. An dieser Stelle bedanke ich mich bei den Familien, bei den Lehrpersonen und den Mitarbeiterinnen der Betreuung, die sich alle engagiert für das Wohlergehen der Schülerinnen und Schüler eingesetzt haben.
Marianne Trüb, Schulleiterin
Schule Laubegg
Es war eine lehrreiche und spannende Zeit – aber wir haben uns alle wieder unglaublich auf den Präsenzunterricht und unsere Schülerinnen und Schüler gefreut! Der erste Tag lief sehr gut und alle waren froh, dass sie wieder in die Schule durften. Wir werden uns noch ein bisschen an die neuen, ungewohnten Hygiene- und BAG-Vorschriften beim Arbeiten gewöhnen müssen, aber das schaffen wir auch noch.
Sarah Knüsel & Paul Schnoz, Schulleitung Laubegg
Eichliacker
Natürlich machen wir uns Sorgen um die Lernlücken einiger Kinder nach dieser Zeit ohne Präsenzunterricht. Aber die Krise gibt uns auch Chancen: Wir konnten mit vielen Familien und Eltern eng zusammenarbeiten. Die Eltern haben sich aktiv für das Lernen der Kinder engagiert. So sind Schule und Elternhaus näher zusammengerückt. Das ist für das Lernen der Kinder enorm hilfreich. Die aktuellen Halbklassen sind zwar organisatorisch eine Herausforderung, aber sie geben den Lehrpersonen Zeit, sich intensiv mit den Kindern und ihren Lernständen zu befassen.
Sarah Bolleter und Martina Vogel, Co-Schulleiterinnen Eichliacker
Wir nehmen die Schülerinnen und Schüler viel offener und konzentrierter wahr, als vor dem 13. März. Viele Schülerinnen und Schülern arbeiteten während des Fernunterrichts an ihrer Selbstständigkeit, was im Hinblick auf den weiteren Schulalltag einen sicherlich positiven Effekt haben wird. Durch den Halbklassenunterricht entfällt der Dichtestress im Schulzimmer, im Treppenhaus und auf dem Pausenplatz und die Schülerinnen und Schüler haben den Raum und die Aufmerksamkeit bekommen, um individuell abgeholt und begleitet zu werden.
Franziska Dusek und Azra Ademi, Lehrerinnen Eichliacker
Das Home Schooling war am Anfang ziemlich anstrengend. Ich musste mich immer zusammenreissen, nicht was anderes zu tun als Schule. Aber eigentlich hat man sich ziemlich schnell daran gewöhnt. Jetzt wieder in der Schule zu sein ist schön! Natürlich war es sehr speziell und wir konnten alle nur gestaffelt in die Pause. Am besten hat mir gefallen, wieder unter Menschen zu sein und die Hälfte meiner Klasse wieder zu sehen.
Lina, 5. Primarschulklasse
Vereine:
Stadtharmonie Töss
Seit wir unser Probelokal in Oberwinterthur nicht mehr benutzen dürfen, erhalten wir jeden Montag von unserem Dirigenten Helmut Hubov aus Stockach in Süddeutschland einen schriftlichen Ablauf der abendlichen Probe. So kann jeder zu Hause die Probe selber durchführen und an den einzelnen Stücken üben. Wann wir unseren Probenbetrieb mit rund 50 Mitgliedern wieder aufnehmen dürfen, steht leider noch nicht fest.
Der Vorstand tauscht sich seit dem Lockdown regelmässig via Videokonferenzen über die laufenden Geschäfte aus, wie Konzertabsage, Auftrittsabsage oder Absage von Arbeitseinsätzen, was eine erhebliche Einbusse an Einnahmen bedeutet.
Matias Duvaud, Vereins-Vizepräsident
TV Töss
Die Vereinsaktivitäten wurden weitestgehend eingestellt, allen voran der Trainingsbetrieb. Einige Riegen veranstalten Ersatztrainings mittels Online-Meeting. Leider mussten wir auch unsere Jubiläumsfeier (150 Jahre TV Töss) aufs nächste Jahr verschieben. Finanziell rechnen wir nur mit geringen Einbussen, da wir uns im TV Töss überwiegend ehrenamtlich engagieren und somit geringe Fixkosten haben.
Für die Teilöffnung hat der Schweizerische Turnverband ein Schutzkonzept erstellt. Auf dessen Grundlage hat der TV Töss bei der Stadt Winterthur ein Gesuch eingereicht, damit nach dem 11. Mai wenigstens einige Riegen wieder trainieren können. Die Möglichkeiten sind aber vorerst stark eingeschränkt, so darf ein Training unter anderem nur in Kleingruppen à 5 Personen und unter strikter Einhaltung aller bekannten Hygienemassnahmen durchgeführt werden.
Daniel Gerteis, Vereinspräsident
Gewerbe und Gastronomie
Bluemelade Töss
Für uns war das Schlimmste am Lockdown, dass wir so gut wie alle Blumen und Pflanzen entsorgen musste. Leider ist man als Blumengeschäft nicht auf Pandemien versichert, so dass man diesen Verlust selber trägt. Dank den Massnahmen vom Bundesrat waren aber all unsere Angestellten und auch ich gut versorgt, so dass man nicht innert kürzester Zeit Angst um seine Existenz haben musste.
Die erste Woche der Wiedereröffnung war toll, da sehr viele Kunden den Weg zu uns gefunden haben. Die Schutzmassnahmen konnten wir im Lade gut umsetzen. Wir sind zur Zeit auf die Einnahmen im Geschäft angewiesen, weil wir das Kantonsspital noch nicht beliefern können und uns dadurch ein grosser Teil der Einnahmen fehlt.
Rahel Brotzer
Restaurant Asia King
Während des Lockdowns haben wir Kurzarbeit angemeldet, sind jetzt aber richtig froh, wieder öffnen zu können, auch unter diesen erschwerten Bedingungen. Die ersten zwei Tage hatte es allerdings kaum Gäste. Die Leute haben wohl noch Angst. Wir wären aber froh, wenn unsere Gäste wiederkommen und uns damit unterstützen würden.
Arjun und Surya
Hairstylist Anliker
Der Lockdown hat uns schlaflose Nächte bereitet. Aber es musste halt sein und wir schicken ein grosses Kompliment nach Bern, weil wir meinen, unser Bundesrat hat das Beste gemacht.
Auf die Wiedereröffnung waren wir gut vorbereitet. Wir konnten rechtzeitig Masken, Desinfektionsmittel und Schutzkleider beschaffen. Bevor wir wieder starten durften, war unser Bestellbuch bereits für die ersten zwei Wochen gefüllt; es gab viele Überstunden. Ein ganz herzliches Dankeschön geht an unsere Kunden für all die spontanen Solidaritäts-Bezeugungen wie etwa den ausgefallenen letzten Termin bezahlen, Geschenkgutscheine einkaufen und grosszügige Trinkgelder geben.
Nasli Emini
Baur die maler
Uns hat der Lockdown hauptsächlich im Privatkundenbereich getroffen. Hier wurden nicht dringend notwendige Handwerksarbeiten aufgeschoben. Neue Anfragen kamen in deutlich geringerem Ausmass herein.Wir sind dankbar, dass wir in dieser Ausnahmesituation unsere Geschäftstätigkeit aufrecht und alle Arbeitsplätze erhalten konnten.
Britta Baur
Steinmann AG
Der Lockdown hat uns nur bedingt getroffen. Dies vor allem dort, wo Architekten im Homeoffice gearbeitet und sich dadurch Arbeiten verzögert haben. Der Service hat am Anfang einen kleinen Einbruch erlitten, die Unsicherheiten der Privatpersonen sind spürbar gewesen.
Wir sind dankbar für alle, die sich bei uns melden und wir so die Geschäftstätigkeiten aufrecht erhalten dürfen und weiter unsere Mitarbeiter beschäftigen können.
Thomas Schmid
Elektro Gerteis AG
Für unser Geschäft waren die Auswirkungen des Lockdowns nicht ganz so schlimm wie für andere Geschäfte, da die Baubranche, unter Einhaltung der BAG-Vorschriften, weiter gelaufen ist. Allerdings ist unser Kleinkundengeschäft nahezu eingebrochen – nicht dringende Renovationen wurden auf das nächste Jahr verschoben. Auch das Homeschooling hat uns als Familienunternehmen eingeschränkt.
Wir hoffen, dass die Wirtschaft wieder anzieht, wir in eine neue Normalität zurückfinden und von der befürchteten zweiten Welle verschont bleiben.
Stefan Gerteis