Das Rotkehlchen liebt nicht nur den Wald, es schätzt auch dichte Hecken in Pärken und Gärten. So kann die Bewohnerschaft im Siedlungsraum einiges tun, damit es einem der häufigsten Brutvögel der Schweiz weiterhin wohl ist.
Wer einen etwas unordentlichen Garten hat, wo die Büsche wild wachsen und das Laub auch liegen bleiben darf, kennt das bestimmt: Man liegt auf den Knien, jätet Unkraut, lockert den Boden und fühlt sich beobachtet. Tatsächlich steht in nächster Nähe ein rundlicher Vogel mit roter Kehle und Brust auf dünnen Beinen und betrachtet unser Tun mit grossen, dunklen Augen. Das Rotkehlchen ist gegenüber Menschen zutraulich und hat eine geringe Fluchtdistanz, denn es weiss: Wo die Erde gelockert wird, kommen Leckereien in Form von Insekten und Spinnen zum Vorschein. Nicht von ungefähr wird das Rotkehlchen auf Chinesisch auch «Vögelchen Gast» genannt. Als Birdlife den «Vogel des Jahres 2025» erstmals nicht durch ein Expertengremium, sondern durch die Bevölkerung wählen liess, wurde das Rotkehlchen zum Sieger gekürt – vor Schwanzmeise, Grünspecht, Kleiber und Mönchsgrasmücke. 12 000 Personen beteiligten sich an der Abstimmung.
Männchen und Weibchen singen
Doch untereinander sind die Rotkehlchen, bei denen Weibchen und Männchen gleich aussehen, zänkisch. Geradezu aggressiv werden die Reviere, die nahe nebeneinander liegen können, verteidigt. Im Winter wird ab und zu sogar das Nahrungsrevier verteidigt. Während der Brutzeit kann die Verteidigung richtig laut werden, wenn ein fremdes Männchen im Revier auftaucht: Mit bis zu 100 Dezibel ticksen und schnickern die Rotkehlchen, bis der Fremdling verschwindet. Wenn keine Gefahr droht, beginnt es eine Stunde vor Sonnenaufgang bis in die Dämmerung melodiös und herabperlend zu singen. Bei hellem Mond kann es vorkommen, dass das Rotkehlchen auch mitten in der Nacht kräftig singt. Singfreudig sind Männchen und Weibchen.
Als sich der Gartenrotschwanz in ein Rotkehlchen verwandelte
Wie erwähnt sind Rotkehlchen auch im Winter zu sehen und zu hören. Allerdings sind das mehrheitlich Rotkehlchen aus dem Norden, die hier überwintern, während 90 Prozent «unserer» Rotkehlchen in der kalten Jahreszeit in den Mittelmeerraum ziehen, sie sind Kurzstreckenzieher. Heute weiss man, dass der Vogelzug genetisch gesteuert ist. Erste Theorien über den Vogelzug, die uns heute ein bisschen sonderbar vorkommen, gab es allerdings bereits in der Antike. Der griechische Naturforscher und Philosoph Aristoteles vertrat die These, dass Vögel in Sümpfen und auf dem Boden der Seen überwintern oder eine Transformation durchmachen. Im Winter, so Aristoteles, verwandle sich der Gartenrotschwanz in ein Rotkehlchen. Für die Transformationsthese gibt es eine plausible Erklärung: als Langstreckenzieher zieht der Gartenrotschwanz im Winter nach Afrika, während die Rotkehlchen aus dem Norden in den Mittelmeerraum und nach Griechenland kommen.
Das Rotkehlchen ist nicht gefährdet und gehört in der Schweiz mit 450 000 – 650 000 Brutpaaren zu den häufigsten Brutvögeln. Aus Moos und Halmen bauen sie gut versteckt in Vertiefungen am Boden unter Gestrüpp oder im Wurzelstock ein napfförmiges Nest. In der Regel kommt es – im März/April und Juli/August – pro Jahr zu zwei Bruten. Der Bruterfolg liegt bei 27 Prozent, unter anderem Mäuse, Marder, Füchse und Katzen gehören zu den Prädatoren.
Gartengestaltung für das Rotkehlchen
Auch wenn das Rotkehlchen nicht gefährdet ist, kann man es mit einheimischen Pflanzen und naturnahen, mosaikartigen Strukturen im Garten unterstützen. Dichte Hecken mit markantem Unterwuchs, dornige Büsche und Bäume mit ausgeprägtem Wurzelwerk bieten ideale Voraussetzungen für Nistplätze. Wiesen oder Blumenrasen mit einem hohen Blütenangebot locken Insekten – also Futter fürs Rotkehlchen – an. Auch Pfaffenhütchen, Holunder und Vogelbeere, die im Herbst bis in den Winter Früchte tragen, liefern für Rotkehlchen – aber auch andere Singvögel – begehrte Nahrung. Zudem empfiehlt Birdlife eine abwechslungsreiche Pflege des Gartens: nicht alles gleichzeitig mähen, herausputzen, schneiden und wegräumen, so dass der Garten verschiedene Stadien hat. Und übrigens: das Rotkehlchen badet gern! Auch diese Vorliebe kann mit der Gartengestaltung berücksichtigt werden.
Karin Salm
Wasseramsel entdecken in Töss am Sonntag, 23. März 2025
Bereits zum 3. Mal organisiert der Quartierverein Eichliacker eine Vogelexkursion im Quartier. Töss hat Ornithologisch einiges zu bieten. Neben Kohlmeisen und Amseln sind allenthalben auch Gartenbaumläufer, Kleiber, Alpensegler oder überfliegende Graureiher zu beobachten.
Am Sonntag, 23. März ziehen wir los mit Sonja Bächi, Regula Forster und Karin Salm und suchen Wasseramseln und Co.
Treffpunkt: 6.45 Uhr, Schulhaus Eichlicker, Seite Spielweise
Dauer: 2.5 Stunden
Mitnehmen: Feldstecher, Znünisnack