Die Hoffnung auf weniger Autolärm in Töss und im Schlosstal steigt

Die Autobahn A1 im Raum Töss und Schlosstal in einen Tunnel durch den Ebnet verlegen: Diese Idee hat nun eine weitere hohe Hürde genommen. Das Bundesamt für Strassen (Astra), der Kanton und die Stadt haben vereinbart, die Tunnelvariante ebenso genau zu prüfen wie den «normalen» Spurausbau rund um Winterthur.

Anfang Mai 2024 haben der Bund, der Kanton Zürich und die Stadt Winterthur eine gemeinsame Medienmitteilung verschickt, die für Töss, fürs Schlosstal, fürs Dättnau und wohl auch für die ganze Stadt von grosser Be- deutung ist. Nüchtern-sachlich ist der Titel der Ver- einbarung: «Engpassbeseitigung Winterthur-Töss bis Winterthur-Ost, Sechsspurausbau». Die Absicht ist klar: weniger Stau auf diesem viel befahrenen Auto- bahnabschnitt. Doch soll dieser Ausbau auf der jetzigen Linienführung passieren, oder soll die A1 dereinst in einem Tunnel durch den Ebnet führen? Die beiden Varianten werden nun gleichwertig nebeneinander analysiert mit dem Ziel, «gemeinsam eine tragfähige sowie finanzierbare Lösung der Linienführung zu erarbeiten». Wichtig sei zudem – und das ist das Neue – nicht nur die Leistungsfähigkeit der A1 zu steigern, sondern auch die «städtebaulichen und umweltrechtlichen Anliegen im Bereich Dättnau/Steig und der Töss» zu berücksichtigen.

Die Stadt hatte in den letzten Jahren parallel zu den Ausbauplänen des Astra geprüft, was in Winterthur- Töss alles möglich wäre, wenn die A1 in einen Tunnel verlegt würde. Die Ergebnisse dieser Studien überraschen nicht: Die Stadt hat das «herausragende Potenzial dieses Raums erkannt», heisst es. Hier könnte Winterthur noch wachsen, das grosse Gebiet könnte «zu einem gemischten Arbeitsplatz- und Wohngebiet transformiert werden» mit einem zentralen Bahnhof Dättnau mittendrin, und es wäre möglich, «die Quartiere Steig und Dättnau besser an den Stadtkörper anzuschliessen».

Und nicht zuletzt dies: Die überdeckte Töss könnte wieder freier fliessen und würde wieder zu einem Naturgewässer. Der Kanton hatte all diese Überlegungen der Stadt und in der Folge die Tunnellösung in den Richtplan aufgenommen. Und nun hat also auch der Bund sei OK dazu gegeben, die Tunnelvariante ernsthaft zu prüfen und zu vergleichen. Bei der Tunnelvariante geht es nämlich nicht nur um Winterthurs Entwicklungsmöglichkeiten, sondern auch um Kosten und Anschluss-Varianten.

Die Vereinbarung zwischen Bund, Kanton und Stadt ist ein achtseitiges Papier, das den Willen erkennen lässt, gemeinsam einen Schritt vorwärts zu machen und die beste (und bezahlbare) Variante zu finden. Ob das der Ebnet-Tunnel sein wird und wann gebaut würde, das ist freilich noch nicht entschieden. Streitigkeiten ob des gewählten Vorgehens sollen nach Möglichkeit durch Verhandlungen beigelegt oder von Verwal- tungsgerichten beurteilt werden, heisst es gegen Ende des Papiers. Winterthurs Bau-Stadträtin Christa Meier (SP) ist zufrieden mit dem nun eingeschlagenen Weg:

«Wir freuen uns, dass die Arbeiten nun gemeinsam wieder aufgenommen werden.» Meier lässt jedoch keine Zweifel offen, dass sie die Position der Stadt un- bedingt berücksichtigt sehen will: «Wir rechnen mit einem Variantenentscheid 2026, wobei Winterthur nur einer Bestvariante zustimmen kann, die eine Entwicklung in Winterthur Süd ermöglicht und die Töss freigespielt wird.» Im Jahr 2027 dann soll der Bundesrat über das weitere Vorgehen entscheiden.

Martin Gmür