«Das Schulhaus Eichliacker war wohl vom Schicksal für mich bestimmt»
«Ich bin Schulhauswart, nicht Abwart» korrigiert Roberto Maraschiello die Frage, was den ein «Schulhauswart» in den Ferien arbeite. Sei 2011 «wartet» Maraschiello das Schulhaus Eichliacker. Matthias Erzinger hat ihn in den Ferien getroffen und über seinen Beruf, seine Herkunft und sein gewerkschaftliches Engagement gesprochen.
«Nein, ich warte nicht ab, bin kein Abwart» betont Roberto Maraschiello. Die frühere Bezeichnung vermittle ein falsches Bild. Sein Beruf sei das «Warten» des Schulhauses, also die Hege und Pflege der Liegenschaft und die Unterstützung der Lehrpersonen. Seit 2011 wartet er also das Schulhaus Eichlicker, den dazugehörenden Kindergarten, die Betreuung am Gleis an der Eichliackerstrasse und den Kindergarten Auwiesen. Unser Gespräch findet während der Sommerferien statt. Gibt es da für den Schulhauswart überhaupt Arbeit? Kinder und Lehrpersonen sind ja alle fort. «Ich werde schon auch einige Tage Ferien haben» sagt Maraschiello. Zuerst gelte es aber, viele kleine Dinge zu erledigen, die während der Schulzeit nach hinten geschoben wurden. «Und dann gibt es immer Unterhaltsarbeiten, die gar nicht während der Schulzeit erledigt werden können. Dieses Jahr werden die Bodenbeläge in den Schulzimmern angepasst. Die Plastikböden verschwinden und es wird wieder ddas Fischgrat-Parkett hervorgeholt, wie das auch früher, vor 40, 50 Jahren der Fall war». Zurück zu den Wurzeln.
Vom Sanitär zum Schulhauswart
Roberto war nicht immer Schulhauswart: «Das Schulhaus Eichliacker ist meine erste Stelle als Schulhauswart» berichtet er. «Gelernt habe ich Sanitär-Installateur. Dann hatte ich zunehmend gesundheitliche Probleme, vor allem mit den Knien und dem Rücken. Als Sanitärinstallateur ist man ziemlich viel auf den Knien. Also musste er ein neues Betätigungsfeld finden. «Für mich kamen damals zwei Berufe in Frage: Arbeitsagoge und Schulhauswart. Viele habe mir vom Schulhauswart abgeraten. Zu stressig, zu viele Beteiligte… Aber für mich war rasch klar: wenn im Gebäudeunterhalt, dann als Schulhauswart. Ich will mit Menschen in Kontakt sein. So absolvierte ich die zweijährige Ausbildung, lernte Buchhaltung, viel über Reinigung und Gebäudeunterhalt, über Umgebungspflege und den Umgang mit Kindern und Jugendlichen, Konflikte, und, und und… Nach der Ausbildung habe ich zuerst mehrere Monate keine Stelle gefunden. Aber dann war diese Stelle im Eichliacker ausgeschrieben, ich habe sie erhalten und bin seither hier.»
Ein typischer «Secondo»
Roberto Maraschiello ist ein typischer «Secondo» Seine Eltern kommen ursprünglich aus Apulien, geboren wurde er in Zürich. Später fand sein Vater eine Stelle bei der Brauerei Haldengut. Und so zog die Familie nach Winterthur. «Ich bin im Tössfeld an der Albrechtstrasse aufgewachsen. Ich habe Kindergarten, Primarschule und Oberstufe in Winterthur durchlaufen», sagt Maraschiello. Und schon während der Primarschule musste er für die Kurse in italienischer Sprache und Kultur jeweils ins Schulhaus Eichliacker. Seine Eltern sind inzwischen nach Italien zurück. Zwischen Rom und Neapel haben sie ein Haus am Meer. Auch sein Bruder lebt in Italien. Er aber ist hier fest verankert. «Ich hatte schon enge Verbindungen zu Töss bevor ich hier zu arbeiten begann», betont er. Er habe im FC Töss Fussball gespielt und kenne von da auch viele Leute in Töss. Dass ausgerechnet dieses Schulhaus zu seinem Arbeitsplatz wurde, erachtet er als eine Fügung des Schicksals. «Das musste wohl einfach so sein».
Start morgens um sieben Uhr
Seinen Arbeitstag beginnt Roberto Maraschiello jeweils ungefähr um sieben Uhr. Zuerst prüft er die Umgebung. Insbesondere am Montag muss er vielfach den Abfall, der am Wochenende zurückgelassen wurde, beseitigen. «Dann bin ich auch erste Ansprechperson für die Lehrpersonen, zusammen mit der Schulleiterin Marianne Pestalozzi. So steht er beim Eingang, wenn die Kinder zur Schule kommen und begrüsst alle. «Das ist mir wichtig», betont er, und so ist es dann auch für ihn immer wieder ein schönes Erlebnis, wenn ehemalige Schülerinnen oder Schüler ihn zum Beispiel auf der Marktgasse begrüssen. «Ich glaube ich bin ein relativ strenger Hauswart, aber wenn Jugendliche einmal einen Blödsinn gemacht haben, dann soll man sich trotz auch später noch grüssen können. Die Zusammenarbeit mit dem Team der Lehrpersonen, der Kontakt zu Eltern und Kindern ist seine Motivation. Negativ an seinem Beruf empfindet er die zunehmenden Sachbeschädigungen. «Ich kann das einfach nicht verstehen, warum die das machen».
Planbar, so Maraschiello, sei seine Arbeitszeit nur bedingt. «Ich muss immer bereit sein, falls es irgendwo zu helfen gibt. Wenn ein Kind sich etwas verletzt, oder ein technisches Problem besteht». Eine weitere Hauswartin ergänzt ihn mit einem 30-Prozent -Pensum. «Sie war schon vor mir da». Etwas nach 17 Uhr endet der Arbeitstag meistens, ausser es sei noch ein Anlass im Schulhaus.
Wichtig ist ihm auch sein gewerkschaftliches Engagement. Er ist Mitglied im Verband des Personals öffentlicher Dienste, war auch Präsident der Gruppe Hauswarte in Winterthur. «Die Arbeitnehmenden sind das Fundament der Gesellschaft» betont er, und darum sei ihm wichtig, dass die Arbeitsbedingungen sich nicht verschlechterten. Entsprechend hat er sich für bessere Arbeitsbedienungen der Schulhaus- und der Museumswarte eingesetzt. «Das hat nicht allen gepasst» meint er lachend, aber hintenherum erhielt ich viel Zuspruch. «Wichtig ist doch, dass man bei solchen Auseinandersetzungen fair bleibt, und die Gegenseite nicht unter der Gürtellinie angreift. In der Ausbildung zum Hauswart mit Fachausweis wurde immer wieder betont, wie wichtig Transparenz und soziale Kompetenz sei. Genau das versuche ich natürlich auch als Arbeitnehmender und Gewerkschaftsmitglied umzusetzen. Das Berufsbild der Schulhauswarte hat sich in den letzten Jahren stark verändert. Was früher der strenge Schulhauswart war, ist heute eine Fachperson mit sehr viel sozialer Kompetenz und viel Fachwissen. Leider wird das noch nicht überall wahrgenommen.»