Regierungsrats- und Kantonsratswahlen im Rückblick

Das grün-soziale Lager geht in Töss gestärkt aus den Kantonsrats- und Regierungsratswahlen
von Ende März hervor. Die SP überholt auch hier die SVP und ist neu
stärkste Partei. Und schon bald könnte auch die personelle Vertretung von Töss
im Zürcher Ratshaus anwachsen: Bei verschiedenen Parteien stehen Tössemerinnen
und Tössemer auf aussichtsreichen Ersatzplätzen.

Bereits vor einem Jahr bei den Gemeindewahlen haben SP, Grüne und AL in Töss sehr gut abgeschnitten. Dieses Bild hat sich auch bei den kantonalen Erneuerungswahlen wieder bestätigt, allerdings mit leichten Verschiebungen. Und auch bei den Regierungsratswahlen schwangen die Kandidatinnen und Kandidaten von SP, Grünen und AL deutlich obenaus – während beispielsweise die SVP-Kandidatin Natalie Rickli in Töss das absolute Mehr nicht erreichte – genau wie auch die FDP-Vertreterin Carmen Walker Späh oder ihr Parteikollege Thomas Vogel. Dieser wurde ja dann auch auf kantonaler Ebene nicht gewählt.

Rot-Grün hält zusammen

Weniger deutlich als im gesamten Kanton belegt Mario Fehr (SP) in Töss den ersten Platz mit 974 Stimmen, gefolgt von Jacqueline Fehr (SP) mit 950 Stimmen. Bereits an dritter Stelle folgt der neue Regierungsrat der Grünen, Martin Neukomm, der in Töss 801 Stimmen erhielt. Überraschend auf dem vierten Platz landet in Töss der AL-Vertreter Walter Angst, der durch die Unterstützung durch SP und Grüne sicher stark profitiert hat. Erst auf den Rängen fünf und sechs folgen die bisherigen Regierungsmitglieder Ernst Stocker (SVP) und Silvia Steiner {CVP) mit 588, respektive 566 Stimmen. Sie alle erreichten in Töss das absolute Mehr von 550 Stimmen und wären so gewählt gewesen. Töss hat also im 1. Wahlgang eigentlich nur sechs Regierungsmitglieder gewählt.

Unter dem absoluten Mehr blieben Natalie Rickli (SVP) mit nur 542 Stimmen, die bisherige Regierungsrätin Carmen Walker Späh (FDP) mit 525 und Jörg Mäder (glp) mit 503 Stimmen – gar schon ziemlich abgeschlagen auf dem zehnten Platz Thomas Vogel von der FDP.

Ein Fazit dieser Regierungsratswahlen: Während die Wählerinnen und Wähler aus dem grün-sozialen Lager den gegenseitigen Unterstützungsaufrufen folgten – was sich insbesondere am Ergebnis des hier sicher mehrheitlich unbekannten Walter Angst von der AL zeigt – funktionierte die gegenseitige Unterstützung auf der bürgerlichen Seite kaum. SVP und FDP konnten wohl jeweils ihre Basis einigermassen mobilisieren, aber nur wenig darüber hinaus. Auch bei der glp zeigt sich, dass sie relativ isoliert dasteht. Die eigentlichen «Verlierer» dieser Wahlen sind aber weitgehend die politischen Journalistinnen und Journalisten. Sie waren im Vorfeld von einem überragenden Sieg von Natalie Rickli ausgegangen, die schliesslich auf kantonaler Ebenen nur knapp gewählt wurde. Und neben der Wahl von Martin Neukomm ist sicher das ausgezeichnete Resultat von Jacqueline Fehr eine der grössten Überraschungen, hat sie doch weit über das rot-grüne Potenzial hinaus Stimmen erhalten und Silvia Steiner (CVP) und Carmen Walker Späh, die beide vor vier Jahren noch vor ihr platziert waren, deutlich distanziert.

Auf dem Sprung nach Zürich

In der abgelaufenen Legislatur war AL-Kantonsrat Manuel Sahli der einzige mit Wurzeln in Töss. Dies dürfte sich wohl über kurz oder lang ändern, sind doch Tössemerinnen und Tössemer bei verschiedenen Parteien auf aussichtsreichen Ersatzplätzen gelandet. Je den ersten Ersatzplatz belegen bei der SVP Maria Wegelin und bei der FDP Felix Helg. Bei einem Rücktritt können sie ins Zürcher Rathaus nachrutschen. Ebenfalls gute Aussichten, im Verlauf der nächsten vier Jahre in den Kantonsrat nachzurutschen hat die Tössemer Kandidatin der SP, Eva Slavik. Sie machte einen Sprung auf der Liste nach vorne und landete auf dem zweiten Ersatzplatz, unmittelbar hinter der bisherigen Kantonsrätin Susanne Trost-Vetter, die jedoch ihren Platz im Rathaus Sarah Akanji überlassen musste, die das beste Resultat in Winterthur aller Kandidierenden überhaupt erreichte.

SP auch hier wieder stärkste Partei

Immer etwas weniger stark bei den Kantonsratswahlen als bei den Gemeindewahlen ist die SP. Trotzdem legte sie gegenüber den letzten Kantonsratswahlen vor vier Jahren ebenfalls über ein Prozent zu. Weil die SVP über vier Prozent Anteil verlor, ist die SP in Töss nun auf kantonaler Ebene wie auch im Gemeinderat die stärkste Partei und wird wohl alles daran setzen, im Herbst die SVP auch auf nationaler Ebenen zu überholen.

Wie überall im Kanton Zürich haben auch in Töss die Grünen und die glp zugelegt. Die Grünen legten mit einem Plus von 6.6 Prozent am stärksten zu. Während die glp (plus 5.4%) vor allem von den Verlusten von SVP (minus 4.4%) und FDP (minus 0.6%) profitierte, konnten die Grünen Wählende aus der Mitte zu sich ziehen. Da auch die AL in Töss minim zulegte – sie eroberte zwei zusätzliche Wählerinnen und Wähler – geht das links-grüne Lager in Töss mit einem deutlichen Plus von rund 8.3 Prozent aus diesen Wahlen hervor. Die Grünen und die glp überholten die FDP deutlich, die nun lediglich noch den fünften Platz einnimmt. Etwas unerklärlich sind beim Gesamtbild des Kantons die Verluste der EVP, die in Töss deutlich höher ausfallen als auf der gesamtstädtischen Ebene oder im Kanton. Mit 4.24 % Wähleranteil ist die EVP in Töss nun exakt auf dem Level ihrer Kantonalpartei gesamthaft gesehen, während sie vor vier Jahren mit über 8.6 Prozent deutlich über dem kantonalen Durchschnitt lag. Zu berücksichtigen ist dabei, dass in realen Zahlen ein Verlust von einigen wenigen Stimmenden bei einer kleinen Partei viel rascher ausschlägt: hatte die EVP vor vier Jahren in Töss 140 Wählerinnen und Wähler, waren es diesmal nur 69 Einzelpersonen…

Generell kann die Stimmbeteiligung in Töss leider nichts anders als äusserst bedenklich eingestuft werden. Gerade noch etwas über 27 Prozent der Stimmberechtigten gingen wählen, rund zwei Prozent weniger als vor vier Jahren. In absoluten Zahlen gingen aber faktisch gleich viele Stimmberechtigte an die Urnen wie vor vier Jahren. Ihr Anteil ist aufgrund der grösseren Zahl von Stimmberechtigten erneut gesunken. Bereits 2011 bewegte sich die Zahl der Stimmenden im gleichen Rahmen wie dieses Jahr.