Gespräch mit Stadtbaumeister Jens Andersen

Neue Pläne für die Zürichstrasse

Das «Leitbild Zürcherstrasse» von 2011 wurde vom Stadtbaumeister Jens Andersen im Gespräch mit dem «Tössemer» als immer noch wegweisend bezeichnet. Im Rahmen der anstehenden Sanierung der Zürcherstrasse tauchen nun tatsächlich einige Elemente des Leitbilds wieder auf.

Vor mehr als zehn Jahren erarbeitete die Stadt Winterthur zusammen mit Interessierten aus dem Quartier und externen Fachleuten einen Plan für die Aufwertung der Zürcherstrasse. Das mit viel Herzblut und noch mehr Geld erarbeitete Konzept eines «Urban Boulevard» mit einer Allee, abgetrennten Velospuren und Raum für flanierende Fussgängerinnen blieb aber ein Traum, 2014 stoppte der aufs Sparen fixierte Stadtrat das Vorhaben, die schönen Pläne landeten im Archiv, aber immerhin nicht im Schredder. Einige wenige Ideen und Vorschläge scheinen nun eine zweite Chance zu erhalten. Die Zürcherstrasse ist in Töss in einem schlechten Zustand, der Abschnitt von der Unteren Briggerstrasse bis zum Zentrum Töss muss saniert werden. Diese zwingenden Bauarbeiten ermöglichen es, einige Verbesserungen zu realisieren.

Im Fokus der Planer stehen dabei zwar nicht die Verbesserungen für Töss, sondern etwa «das Gewährleisten des Verkehrsablaufs», die «priorisierte Busführung» sowie natürlich die Minimierung der Kosten. Daneben erscheinen in den Projektzielen aber auch eine «gestalterische Aufwertung im Bereich Zentrum Töss», eine «Erstellung Baumallee im Bereich Zentrum Töss» sowie eine «Sichere Fuss- und Veloverkehrsführung (Längsrichtung und Querungen)».

Illustration: Ausschnitt aus dem Situationsplan BKG Zürcherstrasse, Tiefbauamt Stadt Winterthur

Aufwertung beim Zentrum Töss

Die grössten Eingriffe werden beim Zentrum Töss vorgenommen. Zwei neue Fussgängerübergänge, einer bei der Schneidergasse und einer stadtwärts bei der Emil Klöti-Strasse sollen entstehen und die nun drei Fussgängerstreifen sollen durch Mittelinseln gesichert sein.

Als Folge davon wird es nicht mehr möglich sein, von der Zürcherstrasse links in die Stationsstrasse und von der Stationsstrasse links in die Zürcherstrasse einzubiegen. Dafür sollen die Lichtsignalanlagen so gesteuert werden, dass es nicht mehr zu den gefährlichen Konfliktsituationen mit dem Verkehr aus Emil Klöti- und Stationsstrasse Richtung Zürich kommen soll.

Für den Veloverkehr wird die Verbindung Stationsstrasse – Emil Klöti-Strasse erhalten bleiben. Vor den Lichtsignalen sind besondere Warteräume für Velos geplant, die Radstreifen sollen durchgehend werden.

Die Bushaltestellen sollen verlängert grosszügiger werden, dazu werden die Rampen zur Fussgänger-Unterführung aufgehoben, die Unterführung bleibt aber bestehen. Nur durch diese Massnahme sind auch die geplanten Baumreihen möglich.

Einmündung Schlosstalstrasse und Haltestelle Gaswerk

Neu soll die Bushaltestelle Schöntal aufgehoben werden, dafür wird die Haltestelle Gaswerk Richtung Bahnhof neu platziert. Sie kommt vis-à-vis der Max Bill-Anlage vor der – dann aufgehobenen – Einmündung Wasserfurristrasse zu liegen. So ist für das Umsteigen auf eine andere Buslinie noch maximal eine Strassenüberquerung nötig. Alle Änderungen in diesem Bereich dienen entweder der Busbeschleunigung oder der Verbesserung des Verkehrsabflusses aus der Stadt.

Wie geht es weiter

Bis Anfang November konnten sich in einem Mitwirkungsverfahren alle, die das wünschen, zum Projekt äussern. Dies hat die AG Verkehr der Tösslobby getan. Sie hat sich positiv geäussert und Wert darauf gelegt, dass die Verbesserungen wie die Alleebäume wirklich umgesetzt werden; zusätzlich verlangt sie als Lärmschutzmassnahme und für die Sicherheit Tempo 30 auf der Zürichstrasse. Mehr Sicherheit auf der sogenannten Spange, die bei der Bahnunterführung von der Schneidergasse bis zum Coop führt, etwa durch eine Begegnungszone; auch soll der im «Leitbild Töss» vorgesehene Bahnübergang für den Langsamverkehr wieder in die Planung aufgenommen werden. Schliesslich soll der Witterungsschutz bei der Bushaltestelle so gestaltet werden, dass nicht der ganze gewonnene Raum wieder überstellt wird.

Auch die reformierte Kirchenpflege hat am Verfahren teilgenommen, sie kritisiert, dass die Zufahrt zu Kirche und Kirchgemeindehaus nicht mehr direkt möglich ist.

Diese Eingaben fliessen ins weitere Planungsverfahren ein, aber erst zu einem späteren Zeitpunkt wird das Projekt so aufgelegt werden, dass rechtliche Einsprachen möglich sind. Vorher muss nun aber die Planung weitergetrieben werden, so wurden bisher etwa die unterirdischen Leitungen noch nicht einbezogen. Schliesslich muss der Stadtrat einen Antrag formulieren und das Stadtparlament muss dem Vorhaben auch noch zustimmen. Es dürfte also sicher noch drei Jahre dauern, bis die ersten Bagger auffahren.

Werner Frei