Informationsanlass zur Reduktion des Durchgangsverkehrs in Töss-Ost

Triggerpunkt Dammbrücke

Die Sperrung der Dammbrücke zur Reduktion des Schleichverkehrs durch das Eichliackerquartier war an einer Informationsveranstaltung des Departementes Bau und Mobilität Ende September der grosse Triggerpunkt. Nahezu unbestritten war dagegen die zweite wichtige Massnahme, eine Einbahnstrecke beim Bahnübergang Reutgasse. 

Unbestritten sind die Fakten: Die Quartiere in Töss östlich der Zürcherstrasse  – einerseits das Eichliacker-Quartier südlich des Bahnhofs, das Gebiet um die Agnesstrasse nördlich der Bahnline nach Bülach – sind jeweils zu den Hauptverkehrszeiten stark von Durchgangsverkehr belasetet. Bis zu 50 Prozent macht dieser Schleichverkehr zur Umgehung der Zürcherstrasse zeitweise aus. Die Stadt Winterthur wurde daher verschiedentlich von Quartierbewohner:innen dazu aufgefordert, Massnahmen dagegen zu treffen, und auch das Gesetz schreibt vor, dass in solchen Fällen gehandelt werden muss.

Durchgangsverkehr und geplante Massnahmen: Im Feierabendverkehr sind die Zürcherstrasse (1) sowie die Vogelsangstrasse (2) regelmässig staubelastet, so dass der Schleichverkehr sich auf zwei Routen (Grün = Route West, Ocker = Route Ost) durch das Wohnquartier bewegt.
Mit einer kurzen Einbahnstrecke  (3) sowie der Sperrung der Dammbrücke (4) will die Stadt Winterthur diesen Durchgangsverkehr unterbinden. (Grafik: Stadt Winterthur/De Tössemer)

Vollsperrung der Dammbrücke oder zeitlich beschränkte Lösung?

Nicht weniger als neun Varianten wurden durch die Verwaltung geprüft. Die Wahl fiel schliesslich auf eine Variante, welche die westliche Schleichverkehrroute durch eine kurze Einbahn-Strecke beim Bahnübergang Reutgasse, die östliche durch eine Sperrung der Dammbrücke für den Individualverkehr unterbinden will. Hauptargumente sind die grösstmögliche Wirkung sowie die Durchsetzbarkeit. (siehe Grafik).

Während die Massnahme beim Bahnübergang kaum kritisiert respektive ausdrücklich begrüsst wurde, stiess die Sperrung der Dammbrücke auf lautstarken Widerstand aus dem östlichen Teil des Eichliackerquartiers. Aus der Versammlung wurden Ideen für Kompromisslösungen aufgeworfen, was zu einer Versachlichung der Diskussion beitrug. Matthias Erzinger hat mit der verantwortlichen Baudirektorin Christa Meier (SP) über den Stellenwert solcher Informationsanlässe und die nächsten Schritte gesprochen.

Christa Meier, welchen Stellenwert haben für Sie als Stadträtin und für die Verwaltung solche Informationsanlässe: Oft hört man die Kritik, es handle sich um reine Informations- und «Beruhigungsanlässe» und die Verwaltung nehme jeweils Inputs aus der Bevölkerung nicht wirklich auf. So im Stil: gut haben wir darüber geredet – aber an den Projekten ändern wir kaum etwas…

Christa Meier: Für mein Departement haben Informationsveranstaltungen in den Quartieren einen hohen Stellenwert. Wir sind vom Gesetz dazu verpflichtet, zu reagieren, wenn auf Quartierstrassen erhöhter Durchgangsverkehr festgestellt wird. Dann müssen wir Massnahmen erarbeiten. Es ist uns wichtig, dass die Bevölkerung einerseits versteht, warum wir aktiv werden und was das für sie bedeutet. Andererseits ist es uns ein Anliegen, auch das Wissen und die Anliegen aus den Quartieren einzubeziehen. Damit wir rechtzeitig merken, wenn wir etwas übersehen haben oder eine Gewichtung noch nicht stimmt. Wir führen diese Informationsanlässe freiwillig durch, weil sie uns wichtig sind.

Am Anlass in Töss fiel auf, dass nach der offiziellen Präsentation vor allem Kritiker:innen sich zu Wort meldeten und teilweise harsche Kritrik übten.

Wir bekommen seit langem immer wieder «Hilferufe» aus dem Quartier bezüglich des Durchgangsverkehrs. Für Massnahmen gibt es also, neben dem gesetzlichen Auftrag, auch einen klaren Wunsch von Seiten vieler Anwohnender. Andererseits ist es klar, dass jede Änderung auch eine Umgewöhnung bedeutet und das einen gewissen Widerstand auslöst. Das ist nicht überraschend.

Aufgefallen ist, dass diejenige Massnahme, welche die grösste Wirkung zeigt, nämlich die Einbahnlösung beim Bahnübergang Reutgasse, kaum erwähnt wurde.

Offensichtlich hat diese Änderung für die Menschen im Quartier keine besonderen Konsequenzen. Für die Lösung des Problems mit dem Durchgangsverkehr ist sie aber tatsächlich wichtig.

Von Ihren Fachleuten wurde der Lösungsweg zur Wahl der schliesslich bevorzugten Variante betont sachlich präsentiert. Aufgefallen ist, dass von den Fachleuten die Erwartungen für grundsätzliche Änderungen am Projekt – zum Beispiel eine zeitlich beschränkte Sperrung der  Dammbrücke – tendenziell eher relativiert wurden. Also war das bereits die Verklausulierte Mitteilung, dass die Verwaltung an ihrem Projekt festhalten wird?

Nein. Wir werden alle Inputs und Ideen ernsthaft prüfen. Jede Variante, auch eine zeitlich begrenzte Sperrung der Dammbrücke, hat aber Vor- und Nachteile. Auf diese haben wir am Abend auch bereits hingewiesen. Wir werden letztlich eine Abwägung treffen müssen.

In diesem Fall wurde wirklich eine breite Palette an Massnahmen geprüft wurde und wir haben jene ausgesucht, die den besten Nutzen bei den kleinsten Auswirkungen auf die Anwohnenden haben.

Am Schluss der Veranstaltung war die Stimmung nicht zuletzt dank des Kompromissvorschlages deutlich entspannter. Wie beurteilen Sie den Anlass letztlich?

Dass die Emotionen zwischendurch hochgehen, gehört dazu. Es ist uns gelungen aufzuzeigen, dass wir um die bestmögliche Lösung bemüht sind. Das ist für mich der Hauptpunkt und ein positives Ergebnis.

Rein formell ist der nächste Schritt im Projekt die definitive Verkehrsanordnung, gegen die dann Rekurse eingereicht werden können. Ist es denkbar, dass die Verwaltung nochmals mit Quartierorganisationen wie dem Quartierverein Eichliacker, der Tösslobby oder auch einzelnen Kritiker:innen das Gespräch sucht, um sie von der vorgelegten Lösung zu überzeugen?

Wir sind mit dem Quartierverein Eichliacker in Kontakt und werden nochmals das Gespräch suchen, mit dem Ziel, eine möglichst breit abgestützte Lösung zu präsentieren. Alle bisherigen Abklärungen seitens Stadt sind im veröffentlichten Bericht für alle nachlesbar und Inputs aus dem Quartier wurden eingeholt. Insofern sehen wir uns bereit, bald unseren gesetzlichen Auftrag umzusetzen und den Wunsch aus dem Quartier nach Verkehrsberuhigung voranzubringen.

In welchem Zeitraum wird diese Verkehrsanordnung festgesetzt werden?

Da noch einige Gespräche und Abklärungen laufen, wird die Verkehrsanordnung voraussichtlich im neuen Jahr aufgelegt.

Matthias Erzinger