Töss ist um eine kulinarische Variante reicher. An der Zürcherstrasse 162 gibt es wieder einmal einen neuen Pächter. Aus Erfahrung schreiben wir meist nicht über Neueröffnungen an dieser Adresse, da es sein kann, dass vor dem Druck der nächsten Ausgabe des Tössemers schon wieder ein anderer Pächter sein Glück in diesem Haus versucht. So waren wir etwas skeptisch, ob da nicht einfach der chinesische Geheimdienst an günstiger Lage die Schweizer Verkehrsinfrastruktur ausspionieren will oder die chinesischen Triaden hier ihr Geld legalisieren möchten.

Durch das grosse Fenster erhaschen wir einen ersten Blick in die einladende Gaststube. Wir werden freundlich empfangen und dürfen uns einen Platz auswählen. Ich möchte an das grosse Fenster. So haben wir eine gute Aussicht auf alles, was zwischen dem Zentrum Töss, den Bahngleisen und dem alten Gemeindehäuschen seine Runden dreht. Nur die Zürcherstrasse sehen und hören wir nicht, da diese hier bereits in der Eisenbahnunterführung verschwunden ist. So verwerfen wir auch gleich die Theorie mit dem chinesischen Geheimdienst wieder.

Schnell bringt die Bedienung die Karte und nimmt die Getränkebestellung auf. Wir bestellen beide ein alkoholfreies Bier (CHF 5.50) und zusätzlich eine Flasche Wasser (CHF 7.50, 1L). Bei der Auswahl der Speisen bietet die Bedienung ihre Hilfe an. Da die Karte mit hübschen Bildern der Speisen ausgestattet ist, verzichten wir aber darauf. Aufgrund mangelnder chinesischer Küchenkenntnisse wählen wir unsere Speisen in erster Linie nach diesen Bildern aus. Neben der deutschen Bezeichnung ist jeweils auch die chinesische Schriftweise angegeben. So kann es Nadja nicht lassen, und testet die Grenzen des Übersetzers auf ihrem Handy. Das Gerät gibt zwar immer wieder eine andere Variante aus, meistens hat es aber doch eine gewisse Ähnlichkeit mit der deutschen Angabe in der Karte. Und die besonders kreativen Vorschläge haben uns immerhin gut amüsiert.

Als Vorspeise wählen wir aus den verschiedenen Dim-Sum (Dampfnudeln) die Cha Shao Bao mit Schweinefleisch (2 Stk. CHF 11.–), die Hong You Chao Shou mit Crevetten (4 Stk. CHF 14.–) und die Nai Huang Bao mit Ei, Mais und Kokosnuss (2 Stk. CHF 11.–). Als Hauptgang wählt Nadja Ma Po Tofu (CHF 18.–) und ich entscheide mich für die frittierten Schweinerippchen (CHF 25), dazu nehmen wir beide Reis (CHF 7.–). Zu den Vorspeisen wird eine Sojasauce und eine scharfe Süss-Sauer-Sauce serviert.

Der Teig der Chao Shou ist zart und die Crevetten saftig und mit perfektem Biss. Die Cha Shao Bao haben einen süsslichen Teig, der gut mit der salzig-würzigen Schweinefleischfüllung harmoniert. Mein Favorit sind aber die süssen Nai Huang Bao mit ihrem cremigen Kern, die genauso gut als Dessert serviert werden könnten. Schon alleine der Genuss dieser verschiedenen Dim-Sum ist ein Besuch im Su Ru-Yi wert.

Die Schweinerippchen sind wunderbar knusprig und genau richtig gewürzt. Da kein Messer aufgetischt wird, ist auch gleich klar, dass ich mit den Fingern essen darf, was den Genuss nicht im Geringsten schmälert.

Nadjas Seidentofu wird mit viel Gemüse serviert. Die Bedienung warnt noch vor den kleinen Pfefferkörnern in der Sauce, die scharf sind, wenn man sie zerbeisst. Für Nadja kein Grund zur Vorsicht – eher eine Aufforderung zum Ausprobieren. Zusammen mit dem geradezu schmelzenden Tofu und dem körnigen, feinen Reis schmeckt es ihr sehr.

Als Dessert teilen wir uns Mochi (3 Stk. CHF 10.–) und Klebreis-Teigtaschen (3 Stk. CHF 12.–). Die Mochi, kleine Eiskugeln in Reisteighülle, erfüllen die Erwartungen, werden aber von den warmen, süssen und weichen Klebreis-Teigtaschen in den Schatten gestellt; eigentlich ein perfektes Winterdessert.

Das Lokal ist den ganzen Abend über gut zur Hälfte gefüllt, zusätzlich kommen immer wieder Gäste, um vorbestelltes Essen abzuholen. An den Wänden hängt passende Dekoration, an der Decke ein paar Lampions, und gegenüber der Theke steht ein Sideboard mit einem kleinen Buddha und einem grossen Bildschirm, auf dem eine chinesische Koch-Sendung läuft. Das Ganze wirkt stilvoll, dezent und aufeinander abgestimmt. So hübsch hätten es die chinesischen Triaden sicher nicht hergerichtet – und wir verwerfen auch diese Theorie.

Um ganz sicher zu sein, werden wir aber regelmässig wiederkommen und können es auch allen anderen nur empfehlen.

Nadia und Stephan Ammann (Text und Fotos)

Restaurant Su Ru-Yi
Zürcherstrasse 162
8406 Winterthur
+41 52 229 31 13 / +41 78 831 91 10
su@ru-yi.info

Öffnungszeiten

Dienstag bis Samstag: 11.30–14.00 Uhr und 17.30–22.00 Uhr
Sonntag: 17.30 –21.00 Uhr
Montag geschlossen